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Die Geschichte der Hanfpflanze

Die Entdeckung und Verwendung der Hanfpflanze reicht etwa 10.000 Jahre zurück.

Sie gehört zu den ältesten und wertvollsten Kulturpflanzen und wurde dank ihres großen Potentials in fast allen europäischen und asiatischen Ländern angebaut. Mehrere Jahrtausende lang zählte Hanf zu den wichtigsten Lieferanten für Fasern, Medizin und Nahrungsmittel. Insbesondere der Nutzung der Pflanze als technisches Textil wird große Bedeutung zugeschrieben. Als Rohstoffquelle Nummer eins bot Hanf die Grundlage zur Herstellung von Seilen, Segeltüchern, Kleidung und Papier. Doch der Hauptbekleidungsstoff Baumwolle verdrängte Hanf nach und nach aus der Textilindustrie. Auch der Fortschritt der Holzverarbeitung führte zu einem Rückgang bei der Hanfnachfrage. Dank verschiedener Erfindungen wurde die Herstellung von Papier aus Holz möglich und Hanf verschwand allmählich aus der Papierindustrie. Mit der Einführung von synthetischen Präparaten wurde auch die medizinische Verwendung von Hanf fast vollkommen eingestellt. Heute, im Jahre 2019, ist Hanf wieder Hoch im Kurs. Die moderne Cannabis-Forschung sowie das weltweit wachsende Engagement machen Hanf zum Thema zahlreicher politischer Diskussionen. Damit steigt auch dass allgemeine Interesse an Hanfprodukten und die Anbauflächen für Cannabis steigen auch in Deutschland wieder an.

Hanf in Asien

Die Wurzeln der Cannabispflanze reichen bis ins Alte China. Dort wurde die Kulturpflanze bereits 10.000 Jahre vor Christus angebaut. Archäologische Funde in den Yanghai-Gräbern identifizierten Reste von Keimlingen, Blättern und Früchten der Cannabis Sativa Pflanze. Die erste bekannte Erwähnung als Heilmittel fand im Jahre 2737 vor Christus statt, als der chinesische Kaiser Shen Nung in einem Arzneimittelbuch der chinesischen Medizin Cannabis als Mittel gegen Malaria, Gicht, Verstopfung, Rheuma und verschiedene Frauenleiden empfahl. Laut hinduistischer Glaubensvorstellung wurde der Hanf vom indischen Gott Shiva entdeckt. Die spirituelle Evolution wurde seither maßgeblich von Hanf inspiriert. In der chinesischen Kultur wurde der Hanf der Göttin Kali geweiht. Als heilige Droge und Meditationshilfe soll sich selbst Buddha etwa 800 Jahre vor Christus ausschließlich von Hanfsamen ernährt haben.

In China und Indien wurden die Hanfblätter vor allem dazu verwendet, um die Schmerzen von verletzten Kriegern zu lindern. Die Blätter wurden auf die Wunden gelegt und konnten so ihre schmerzlindernde Wirkung entfalten. Doch auch in der Landwirtschaft spielte Cannabis schon damals eine große Rolle. Zunächst wurden lediglich Hanfsamen als Nahrung für Menschen und Tiere verwendet. Doch bald wurde festgestellt, dass auch in den anderen Bestandteilen der Pflanze großes Potential steckt. Es gibt Hinweise, dass in China etwa 100 Jahre vor Christus das erste Papier aus Hanffasern hergestellt wurde. Einige Jahre später folgten Textilien aus Hanffasern.

Hanf in Europa

Funden aus dem Stuttgarter Raum zufolge fand die Hanfpflanze im letzten vorchristlichen Jahrtausend ihren Weg über Asien nach Europa. Insbesondere im Antiken Griechenland wurde Hanf häufig als Medikament eingesetzt. Aus der Zeit vom 1. Jahrhundert stammt auch der heutige Name „Cannabis“. Allem Anschein nach erinnerte die Hanfpflanze die Griechen wohl an Rohrpflanzen, weshalb sie ihr den griechischen Namen für „Rohr“, also „kanna“, und schließlich „kannabis“ gaben. In der lateinischen Form „Cannabis“ ist der Name bis heute erhalten geblieben.

Im römischen Reich war die Hanfpflanze zu dieser Zeit ebenfalls bereits bekannt. Neben der Verwendung als Medikament wurde Hanf auch als Nahrungsmittel, zum Hausbau sowie zur Herstellung von Textilien und Waffen eingesetzt. Im 14. Jahrhundert rückte die Hanfpflanze immer mehr in den Mittelpunkt und galt als unersetzlicher Rohstoff zur Erzeugung von Seilen, Papier und Textilien. Alle großen Seemächte nutzten Hanf zur Herstellung der Segel und Taue. Selbst Gutenberg druckte 1455 seine erste Bibel auf Hanfpapier. Auch die Unterzeichnung der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 erfolgte auf nahezu unverwüstlichem Hanfpapier und ist deshalb noch heute im Originalzustand vorhanden. Die Hanfindustrie boomte und galt bis ins 19. Jahrhundert als Zeichen für wirtschaftliche Macht. Zu dieser Zeit bildeten die Fasern der Hanfpflanze die wichtigste Grundlage der europäischen Textilproduktion.

Hanf in den USA

Ohne Hanf wären die USA wahrscheinlich erst viel später entdeckt worden. Denn Christoph Columbus hätte ohne Hanf nicht nach Amerika segeln können. Viele Teile seines Segelschiffes bestanden aus Hanf, ebenso die Kleidung der Seeleute und die Landkarten. Mit der Entdeckung Amerikas brachte Columbus also auch den Hanf nach Amerika und die Menschen dort fanden Gefallen daran. Hanf wurde immer beliebter. Der amerikanische Hanfanbau wurde stark gefördert und im Jahre 1762 gab es im Staat Virginia sogar eine Strafandrohung für den Fall, dass Landwirte den Anbau von Cannabis vernachlässigten. Im 19. Jahrhundert erlebte Cannabis auch in den USA seine Blütezeit. Als regelrechtes Allheilmittel zählte es zu den meist verkauften Arzneimitteln. Schon damals wurde Cannabis gegen Krankheiten und Beschwerden wie Migräne, Kopfschmerzen, Rheuma, Epilepsie, Asthma und Husten eingesetzt. Doch auch als Beruhigungs- und Schlafmittel fand die Hanfpflanze breite Anwendung.

Das Verbot der Hanfplanze

Die meiste Zeit der Menschheitsgeschichte war der Anbau und Konsum der Hanfpflanze legal. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zur Wende. Nachdem zwischen 1916 und 1931 insgesamt 29 US-Bundesstaaten die Verwendung von Marihuana unter Verbot stellten, folgte im Jahre 1937 der Marihuana Tax Act, der den Besitz von Marihuana extrem hoch besteuerte. Wer nicht zahlte, bekam eine hohe Geldstrafe und musste ins Gefängnis. Da sich kaum einer die Steuern leisten konnte, kam das Gesetz einem Verbot gleich. Einige Jahre später wurde Cannabis von der Liste der amerikanischen Pharmazeutika gestrichen und zahlreiche freiverkäufliche Cannabis-Präparate wurden vom Markt genommen. Medizinische Forschungsarbeiten zu Hanf wurden komplett eingestellt. In den darauffolgenden Jahren folgten weitere Länder dem Beispiel der USA und verboten den Anbau als auch den Konsum von Cannabis.

Doch in den letzten Jahren hat man die natürlichen Vorteile der Hanfpflanze bei der Behandlung zahlreicher Krankheiten und Beschwerden wieder entdeckt. Deshalb haben viele Länder ihre Gesetze erneut angepasst, um die Verwendung von Cannabis als natürliches Medikament wieder zu ermöglichen. In den USA gibt es heute sogar einige Staaten, welche auch die Verwendung und den Verkauf von Marihuana zu Freizeitzwecken legalisiert haben.

Die Rückkehr der Hanfpflanze im 21. Jahrhundert

Aktuell erlebt die Pflanze einen regelrechten Boom. Trotzdem stellt das Thema Hanf immer noch eine zwiespältige Angelegenheit dar. Denn während auf der einen Seite der Besitz und Handel von Hanf als Rauschmittel in Deutschland verboten ist und entsprechend verfolgt wird, wird andererseits der Anbau von Nutzhanf von der Europäischen Union mit Steuergeldern gefördert. Auch wenn die Subventionen seit 2001 um etwa ein Drittel gekürzt wurden, steigt aktuell die Anzahl an Landwirten, die Hanf anpflanzen. Deshalb muss in der öffentlichen Cannabis-Diskussion zwischen THC-armen und THC-reichem Hanf unterschieden werden. THC ist als psychoaktive Substanz der Hanfpflanze für den Rausch zuständig und bildet daher die Basis für halluzinogene Drogenpräparate. Im Gegensatz dazu entfaltet THC-armer beziehungsweise -freier Hanf keine psychoaktive Wirkung, macht also nicht „high“. Der sogenannte Nutzhanf dient vielmehr als Grundlage für zahlreiche Textil- und Papierprodukte, kosmetische Präparate und insbesondere als Nahrungsmittel. Hanföl, Hanfnüsse, Pasta und vieles mehr lässt sich aus der wiederentdeckten Nutzpflanze gewinnen. Hanfsamen sind reich an Ballaststoffen, Vitaminen und Aminosäuren. Sie bestehen zum Großteil aus besonders hochwertigem Eiweiß und sind daher mindestens genauso proteinreich wie Käse und Kalbsfleisch. Aufgrund der hohen Elastizität und Haltbarkeit werden die Hanffasern vor allem von zahlreichen Automobilkonzernen zur Herstellung von Auto-Innenverkleidungen genutzt. Doch auch die enormen Vorteile der Hanfpflanze in der Medizin sprechen für sich. Als Mittel gegen zahlreiche Krankheiten und Beschwerden wie Migräne, Kopfschmerzen, Epilepsie, Rheuma und Schlafstörungen kann medizinisches Marihuana den Betroffenen helfen, ihr Leiden zu lindern.

Wo ist Hanf heutzutage legal?

Wie bereits erwähnt, ist Hanf nicht gleich Hanf. Während der Anbau von Nutzhanf in einigen Ländern erlaubt ist, wurde der Gebrauch und Verkauf von psychoaktivem Cannabis bisher in deutlich weniger Ländern auf der Welt legalisiert. Der Anbau von Nutzhanf und der Verkauf entsprechender Produkte, insbesondere von medizinischem Marihuana, ist unter anderem in folgenden Ländern legal: Australien, Kanada, Jamaika, Chile, Uruguay, Portugal, Vereinigtes Königreich, Norwegen, Finnland, Dänemark, Niederlande, Deutschland, Schweiz, Polen und Russland (Angaben unter Vorbehalt).

Allerdings ist es in Deutschland für Privatpersonen illegal, Hanf anzubauen. Denn der Anbau ist genehmigungspflichtig und wird in der Regel nur Unternehmen der Landwirtschaft unter strengen Auflagen gewährt. Als einzige Ausnahme kommen Schmerzpatienten in Betracht, die auf gerichtlichem Weg eine Anbaugenehmigung erkämpfen können, sofern Sie sich die medizinischen Präparate aus der Apotheke nicht leisten können.